glp lab goes Metaverse: Ein Erfahrungsbericht

glp lab goes Metaverse: Ein Erfahrungsbericht

Hast du schon mal vom Metaverse gehört? Nicht? Dann lass uns das jetzt ändern.

Das Metaverse ist eine virtuelle Umgebung, in der man sich mit Hilfe eines Avatar bewegen kann. Vielleicht hast du ja schon gehört, dass Facebook neu Meta heisst, weil sie sich künftig in ihrer Arbeit aufs Metaverse fokussieren wollen. Grund genug für uns, dieses Potential einmal zu testen und in einem Metaexperiment herauszufinden, was wirklich dran ist am aktuellen Hype.

Gemeinsam mit den Grünliberalen Stadt Zürich hat das glp lab zwei Veranstaltungen durchgeführt und munter darauf los getestet. Was dabei rausgekommen ist, erzähle ich euch gleich. Falls ihr euch vorher aber noch die Livestreams der vergangenen Events anschauen wollt, könnt ihr das gerne hier tun. Nun lass uns aber ins Metaverse abtauchen.

 

Von Botox-Avataren und virtuellen Instant-Fettabsaugungen.

Bevor man überhaupt ins Metaverse einsteigen kann, muss man sich einen Avatar zulegen. Zwar gibt es die Option, einen automatisch generierten Avatar zu nutzen, aber wo bleibt denn der Spass dabei?😉

Deshalb machte ich mich auch gleich daran, auf der Seite readyplayer.me einen Avatar von mir zu erstellen. Das funktionierte technisch zwar einwandfrei, doch war ich etwas enttäuscht: die Auswahlmöglichkeiten, meinen Avatar zu gestalten, waren sehr spärlich. Augen- und Haarfarbe, Frisuren, Make-up, Kopfform: die Auswahlmöglichkeiten waren bescheiden.

Auch konnte man weder das Alter noch die Körperfülle anpassen. Jeder Avatar sah aus, als komme er grad von ner Botox-Behandlung und hatte ein paar Kilo zu wenig auf den Rippen. Das Endergebnis liess dementsprechend zu wünschen übrig und hat definitiv noch Luft nach oben. Ich muss gestehen, ich fühlte mich etwas in meine Kindheit zurück versetzt, erinnerte mich der Gestaltungsprozess doch sehr an mein damaliges Lieblingsspiel: Die Sims. Werden die Auswahlmöglichkeiten für die Features der Avatare aber massiv ausgebaut, wovon ich stark ausgehe, wenn man schaut, wie viele ähnlich funktionierende Games im Play- oder Appstore bereits zur Verfügung stehen, dann sollte das künftig kein Problem mehr darstellen.

Corina Liebi als Avatar

Das bin ich. Als Avatar.

Ausgestattet mit meinem Avatar, machte ich mich also daran, mein readyplayer.me-Konto mit Spatial zu verknüpfen, einem Programm, das virtuelle Umgebungen im Metaverse zur Verfügung stellt. Dort hatten wir im Vorfeld mit der Firma Kuble AG bereits eine Umgebung für unsere beiden Veranstaltungen angelegt. Ich konnte mich also lediglich über den Link direkt in unsere Spatial-Umgebung einwählen und auf den zuvor verknüpften Avatar aus readyplayer.me zugreifen. Wenige Sekunden später landete ich denn auch schon in unserem Metaverse.

Corina Liebi im Metaverse

Das bin ich. Im Metaverse.

 

Über Hippigschpängschtli und ausgerenkte Körperteile.

Der erste Metaverse-Event stand also vor der Tür. Nach und nach füllte sich der virtuelle Raum mit Teilnehmenden. Einige hatten sich über ihr Mobiltelefon eingewählt, andere nahmen vor Ort in Zürich mit einer VR-Brille und Zubehör teil. Ich war eine von ihnen.

Das Metaverse war für praktisch alle neu. So erstaunte es denn auch nicht, dass versucht wurde, möglichst alle Features auszuprobieren. Avatare sprangen wild durch die Luft, tanzten, kletterten die Wände hoch, applaudierten und versprühten Herzregen.

Das Podium begann. Und weiterhin rannten alle wild um her und probierten die neusten Funktionen aus, die sie gerade entdeckt hatten. Das lenkte extrem ab. Ich bekam kaum etwas davon mit, was auf dem Podium geschah. Zu viel Hektik, zu viel Bewegung, zu viel Probleme mit der eigenen Ausrüstung. Würde ich das nächste Mal so eine Einführungsveranstaltung machen, bräuchte es Raum, dass die Teilnehmenden vor ab mal alle Funktionen testen können, so dass sie sich dann auf den Inhalt der Veranstaltung konzentrieren können. Aber nun ja, es ist ja auch langweilig, im virtuellen Raum einfach rumzustehen und zuzuhören. Ein bisschen Spass muss sein.

Podium im Metaverse

Mit etwas Sicherheitsabstand untereinander: Die Crowd.

Leider hat aber auch die Technik nicht einwandfrei funktioniert. Die Internetverbindung brach beim Host in Zürich immer wieder zusammen. Das führte dazu, dass Personen aus der Veranstaltung flogen und sich wieder neu einwählen mussten. Auch wurden die Avatare teils nicht richtig geladen, weshalb alle komplett weiss dargestellt wurden und die Veranstaltung zur Hippigschpängschtli-Invasion mutierte.

weisse Avatare

Hippigschpängschtli im Metaverse.

Ebenso lustig anzusehen waren die Bewegungen, die die Avatare zum Teil machten. Körperteile verschmolzen mit dem Stuhl, die Arme verrenkten sich in alle Richtungen und amüsierten die Teilnehmen. So titelte ZüriToday nicht zu unrecht:

„GLP wagt sich für Podium ins Metaverse – mit Unterhaltungsfaktor 100“

 

Mit geht’s gut. Wirklich.

Uns auch 😂.

Auch andere Medien fanden unser Podium amüsant. Der Satz „Hilfe, mein Körper ist mit meinem Stuhl verschmolzen“ hat es sogar bis in die NZZ geschafft.

 

Was Vintage-Mobiltelefone und VR-Brillen gemeinsam haben.

Wer vor Ort war, wurde mit einer VR-Brille (MetaQuest2) und zwei Controllern ausgestattet. Die Brillen sehen sehr futuristisch aus und sind überdimensional gross. Man konnte sich nur in einem Radius von einem Meter bewegen, ansonsten wurde die Brille durchsichtig und man flog aus der virtuellen Welt. Die Bewegungsmöglichkeiten waren also sehr eingeschränkt.

Die virtuelle Teilnahme wurde durch die Brille nochmals intensiver erlebbar, auch wenn mir die Welt noch etwas zu verpixelt war. Ich gehe aber davon aus, dass sich das in den nächsten Jahren extrem verbessern wird, so dass die virtuelle Welt deutlich besser zu erkennen sein wird. Auch würde das unsere Augen etwas entlasten. Ich muss gestehen, nach einer Stunde Metaverse hat es schon es „bizeli gnüegelet“.

 

Andrea mit VR-Brille by glp lab

Was sie wohl gerade erlebt?

Auch wenn die Brille nicht sehr sexy aussieht, sehe ich grosses Potential für die Zukunft. Ich denke, dass VR-Brillen künftig sehr viel kleiner und handlicher werden und auch problemlos in der Handtasche mitgetragen werden können. Auch sind sie aktuell mit dem stolzen Preis von rund 500 Franken plus noch extrem teuer für den täglichen Gebrauch.

Ich gehe davon aus, dass diese künftig günstiger verfügbar sein werden, damit sich alle eine leisten können. Obwohl, wenn ich sehe, wie viel ein Smartphone heute kostet, scheint auch das nicht so eine grosse Rolle zu spielen. Wir werden sehen!

Ich muss zudem gestehen: als ich die Brille zum ersten Mal gesehen habe, erinnerte sich mich vor allem an eines: Ein altes Mobiltelephon von Motorola. Ein riesiger Kasten, den ich als Kind noch zum spielen genutzt habe. Und heute haben alle ein Mini-Smartphone in der Tasche. Still a long way to go.

A Motorola DynaTAC 8000X from 1984. This phone has an early British Telecom badge and primitive red LED display.

A Motorola DynaTAC 8000X aus dem Jahr 1984

Alles in allem waren die beiden Events aber eine Erfahrung wert. So konnte ich erste Schritte mit einer Technik machen, die uns aus meiner Sicht in der Zukunft im Alltag begleiten wird. Falls du dich interessierst, welche Anwendungsbereiche in der Politik ich künftig sehe, dann kannst du gespannt auf meinen nächsten Blogbeitrag sein.

 

Corina Liebi ist Präsidentin des glp labs und Berner Stadträtin.